Deferipron (DFP)

Autor:  Prof. Dr. med. H. Cario, Dr. med. R. Grosse, Zuletzt geändert: 28.09.2020 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e201992

Wie DFO geht Deferipron (DFP) mit Eisen eine feste Verbindung ein, welche dann über den Urin ausgeschieden wird. Weil das DFP-Molekül sehr klein ist, kann es rasch über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Daher können die Patienten das Medikament in Tablettenform schlucken. DFP wirkt länger als DFO, weil es langsamer verstoffwechselt wird. Es muss aber drei Mal am Tag eingenommen werden, da sonst keine ausreichender Wirkspiegel aufrecht erhalten werden kann. Seine Wirksamkeit hängt zum einen von der Eisenbelastung des Patienten und zum anderen von der verabreichten Dosis ab. Das Eisen, das von DFP gebunden wird, stammt aus dem gleichen Eisen-"Pool", aus dem auch DFO Eisen binden kann. Das heißt, DFP bindet freies Eisen im Blut. Weiterhin kann es - im Gegensatz zu DFO - in die Herzmuskelzellen eindringen und auch dort Eisen binden und es dann ausschleusen.

Experten empfehlen eine Behandlung mit DFP für Patienten mit

  • Thalassämia major, die nicht zusätzlich an einer Leberentzündung (Hepatitis) leiden und bei denen eine Behandlung mit DFO aus individuellen Gründen ungeeignet ist (siehe oben: "Nebenwirkungen der Deferoxamin-Therapie und deren Behandlung")
  • sehr schwerer Eisenüberladung, insbesondere Eisenbeladung des Herzens; hierbei vorzugsweise in Kombination mit DFO.

Nebenwirkungen der Deferipron (DFP)-Therapie und deren Behandlung

Mangel an weißen Blutzellen (Neutropenie), Infektionen: Die schwerste Nebenwirkung von DFP ist die Abnahme der Anzahl der weißen Blutzellen (Leukozyten), besonders der neutrophilen Granulozyten. Diese haben eine wichtige Rolle im Schutz und im Kampf gegen Infektionen. Bei einem Mangel an weißen Blutzellen (Neutropenie) haben die Patienten daher ein erhöhtes Risiko, an einer Infektion zu erkranken. Aus diesem Grund wird das Blut von Kindern und Jugendlichen, die eine Therapie mit DFP erhalten, regelmäßig untersucht. Dabei wird sowohl die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen als auch die Anzahl ihrer verschiedenen Unterformen wie der neutrophilen Granulozyten bestimmt (Differentialblutbild).

Eltern sollten wissen: Zeichen einer Infektion sind vor allem Fieber, Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Antriebslosigkeit. Bei Auftreten dieser Beschwerden sollte sofort der behandelnde Arzt informiert werden.

Der behandelnde Arzt wird dann die DFP-Therapie pausieren, bis die Beschwerden abgeklungen sind und eine ausreichende Behandlung mit Antibiotika stattgefunden hat. Danach normalisiert sich die Leukozytenzahl in der Regel wieder. Bei manchen Patienten mit einer sehr schweren Neutropenie wird oft nachgeholfen mit einem Medikament, das die Bildung von Leukozyten im Knochenmark anregt (Granulozytenkolonie-stimulierender Faktor, GCSF).

Gelenkschmerzen (Arthralgien): Einige Patienten, insbesondere Kinder und Jugendliche mit hoher Eisenlast, die entsprechend hoch dosiertes DFP erhalten, klagen während der Behandlung über Gelenkschmerzen und -schwellungen, vor allem in Knien, Knöcheln, Ellenbogen, Hüfte oder in der Lendenwirbelsäule. Diese Beschwerden können manchmal sogar zu vorübergehenden Bewegungseinschränkungen führen. Man geht derzeit davon aus, dass es sich hierbei um eine Entzündungsreaktion handelt, die durch eine zeitweilige Umverteilung von Eisen aus verschiedenen Körperregionen in die Gelenke entsteht.

Beim Auftreten von Gelenkbeschwerden wird der behandelnde Arzt die Einnahme von Schmerzmitteln empfehlen. Er wird auch die DFP-Dosis verringern oder die Behandlung sogar für eine Weile aussetzen, besonders bei Patienten, bei denen die Gelenke angeschwollen sind. In der Regel bilden sich die Schmerzen und Schwellungen dann komplett zurück. Danach kann DFP wieder eingenommen werden, allerdings in einer geringeren Dosis als zuvor. Außerdem sollten regelmäßige Gelenkprüfungen durch den Arzt stattfinden, denn Kinder und Jugendliche, bei denen schon einmal Gelenkbeschwerden während der DFP-Therapie aufgetreten sind, haben ein höheres Risiko, diese wieder zu entwickeln, als andere Patienten, die DFP erhalten.

Magen- und Darmbeschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Unwohlsein, Durchfall oder Bauchschmerzen treten bei einem Teil der Patienten auf, die DFP regelmäßig einnehmen. Die Beschwerden sind in der Regel milde, so dass meist keine Behandlung nötig ist. Andere Medikamente wie „Magenschutz-Tabletten“ oder Medikamente gegen Übelkeit können die Beschwerden zusätzlich vermindern. Ihre Einnahme sollte allerdings mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Die Übelkeit kann zusätzlich vermindert werden, wenn DFP zu den Mahlzeiten eingenommen wird.

Zinkmangel: Zink ist wie Eisen ein Metall. Es wird im Körper für eine Vielzahl an Stoffwechselfunktionen benötigt wie beispielsweise für das Wachstum und die normale Entwicklung einer gesunden Haut. DFP bindet nicht nur Eisen, sondern auch andere Metalle wie Zink und kann diese so auch aus dem Körper entfernen. Deshalb entwickeln Patienten während der DFP-Therapie oft einen Zinkmangel. Kinder und Jugendliche, die zusätzlich an Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden, haben dafür ein erhöhtes Risiko. Die Experten empfehlen für alle Patienten eine jährliche Kontrolle der Zinkspiegel im Blut. Kinder und Jugendliche mit Zinkmangel sollten in Absprache mit dem behandelnden Arzt Zinktabletten einnehmen.

Anwendung von DFP in der Schwangerschaft: Der Einsatz von DFP in der Schwangerschaft und in der Stillzeit wird nicht empfohlen.