Behandlungsmethoden und Medikamente

Autor:  Dr. med. Wolfgang Eberl, Zuletzt geändert: 22.03.2023 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e265852

Für Patienten, bei denen aufgrund der Schwere der Blutungsneigung eine Behandlung angezeigt ist, hat sich der Einsatz von Substanzen wie Kortikosteroiden und Immunglobulinen zur Beeinflussung des gestörten Abwehrsystems (Immunmodulatoren) in Deutschland und vielen anderen Ländern bewährt (so genannte Primärtherapie oder First-Line-Therapy).

Spricht die Erkrankung jedoch auf diese Behandlung nicht ausreichend an, kommen weitere Medikamente und Behandlungsmethoden in Frage. Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten der Primär- und Folgetherapie erläutert.

Primärbehandlung: Medikamentöse Beeinflussung des gestörten Abwehrsystems (Immunmodulation)

Medikamente wie Kortikosteroide (z. B. „Prednison“, „Prednisolon“, „Dexamethason“) oder Immunglobuline (z. B. „IVIG“) stehen an erster Stelle für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ITP. Sie können das gestörte, überreagierende Abwehrsystem bei Patienten mit einer ITP (siehe Ursachen) vorübergehend beruhigend beeinflussen. Sie werden deshalb auch Immunmodulatoren genannt. Die Mechanismen, durch die diese Medikamente wirksam sind, sind noch nicht vollständig erforscht.

Bei den meisten Patienten lässt sich mit ihnen ein Anstieg der Thrombozytenzahlen erreichen. In der Folge sinkt das Risiko einer schweren Blutung. Kortikosteroide werden bei Kindern und Jugendlichen mit ITP meist in Tablettenform (peroral, p. o.) verabreicht. Entsprechend kann diese Behandlung auch zuhause durchgeführt werden. Immunglobuline werden über eine Vene (intravenös, i. v.) gegeben, so dass jeweils ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. Leider haben Kortikosteroide auch unerwünschte Nebenwirkungen wie Zuckerkrankheit (so genannter Steroiddiabetes), Stimmungsschwankungen, Blutbildungsstörungen und Gewichtszunahme (Cushing-Syndrom).

Immunglobuline können Beschwerden verursachen, die denen einer Grippe ähneln wie beispielsweise Kopf-, Nacken- und Gelenkschmerzen, Fieber und Husten. Zusätzlich kann es zu Funktionsstörungen der Leber und der Nieren kommen. Aufgrund dieser Nebenwirkungen wird der Nutzen einer Behandlung mit Kortikosteroiden und/oder Immunglobulinen für jeden Patienten vorsichtig und individuell abgewogen.