Welche Arten von infantilen Hämangiomen gibt es?

Zuletzt geändert: 24.08.2016 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e148938

Infantile, also bei Säuglingen und Kleinkindern, vorkommende Hämangiome treten typischerweise in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt auf. Es gibt Vorläufer-Formen wie umschriebene (begrenzte) Erweiterungen von Blutgefäßen unter der Haut (Teleangiektasien) sowie blutarme, rötliche oder bläuliche Flecken oder Feuermal- (Naevus flammeus) -artige Veränderungen. Ein klassisches infantiles Hämangiom ist bei der Geburt des Kindes noch keine Geschwulst, sondern entwickelt sich erst in der folgenden Zeit dazu.

Wichtig zu wissen: Ein infantiles Hämangiom macht folgende drei Stadien durch:

  1. Wachstumsphase: Die erste Phase dauert 6 bis 9 Monate
  2. Stillstand des Wachstums: Seine Größe verändert sich nicht mehr
  3. Rückbildungsphase: Meist um das 9. Lebensjahr ist die Rückbildung abgeschlossen.

Lokalisierte infantile Hämangiome

90 % aller infantilen Hämangiome sind lokalisiert. Das heißt, sie wachsen scharf begrenzt und gehen von einem zentralen Punkt) aus.

Die lokalisierten infantilen Hämangiome werden eingeteilt in:

  • kutane infantile Hämangiome, die flach (im Hautniveau) oder erhaben sein können
  • subkutane infantile Hämangiome, die unter der Haut liegen
  • kombiniert kutan und subkutan auftretende infantile Hämangiome

Die infantilen Hämangiome sind häufig bei der Geburt noch nicht vorhanden, fallen jedoch als kleiner roter Punkt bei der Vorsorgeuntersuchung U2 oder U3 auf. Das Wachstumsverhalten ist unterschiedlich. Manche infantile Hämangiome zeigen über Wochen und Monate kaum wahrnehmbare Größenveränderungen, andere nehmen schnell enorme Ausmaße an. Die Mehrzahl der infantilen Hämangiome (60 %) befindet sich im Kopf- und Halsbereich.

Segmentale infantile Hämangiome

Seltener als lokalisierte infantile Hämangiome sind die segmentalen Hämangiome mit flächiger Ausdehnung in bestimmten Körperregionen. Sie können sowohl im Bereich des Kopfes und der Arme als auch im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Steißbeins vorkommen. Im Gegensatz zu den lokalisierten infantilen Hämangiomen sind die segmentalen Formen in der Regel größer ausgedehnt. Auch gehen sie häufiger mit Gefäß- oder Fehlbildungen innerer Organe einher. Charakteristisch sind ihre flächige Ausdehnung und ihr Bezug zu einem bestimmten Körpersegment. Sie sind bei Geburt häufig kaum sichtbar, können aber schnell an Größe zunehmen und bereiten dann häufig gesundheitliche Probleme.

Beim so genannten "PHACES-Syndrom" handelt es sich um ein segmentales infantiles Hämangiom in der Gesichts- und Schulterregion. Dieses Hämangiom kann mit Fehlbildungen des Brustkorbs, der großen Hauptschlagader sowie Herzklappenfehlern und Zysten im Gehirn (so genannte Dandy-Walker-Variante) einhergehen. Eine weitere Komplikation ist die Neigung zu Geschwürbildung und Infektionen.

Das "PELVIS- oder SAKRAL-Syndrom" geht mit einem infantilen Hämangiom im Dammbereich sowie Fehlbildungen der Blase, des Rückenmarks und seiner Häute, des Anus und mit Hautanhängseln einher.

Infantile Hämangiome können sich in seltenen Fällen auch im Bereich von inneren Organen wie Leber oder Niere bilden.

Sonderformen

"Rapid Involuting Congenital Hemangioma (RICH)":

Diese Formen sind bei der Geburt bereits vollständig entwickelt und bilden sich schnell (engl. "rapid"), das heißt in der Regel bis zum dritten Lebensjahr, vollständig zurück (engl. für zurückbildend: "involuting").

"Non involuting congenital hemangioma (NICH)"

Diese infantilen Hämangiome bilden sich nicht von selbst zurück, zeigen aber auch kein Wachstum.

Benigne neonatale Hämangiomatose

Hierbei handelt es sich um viele kleine infantile Hämangiome, die aufgrund ihrer Oberfläche an Perlen erinnern. Sie bilden sich fast immer spontan zurück und benötigen daher keine Therapie. Bei Vorliegen von mehr als sieben infantilen Hämangiomen sollte jedoch eine Sonografie des Bauchraums durchgeführt werden, um ein Leberhämangiom auszuschließen.

Disseminierte neonatale Hämangiomatose

Hier liegt eine Kombination aus einem Befall der Haut und von inneren Organen vor (insbesondere Leber, Bauchspeicheldrüse, Milz). Die infantilen Hämangiome können in diesem Fall auf den ganzen Körper verteilt sein.