Krankheitsformen: Welche Typen der von-Willebrand-Erkrankung gibt es?

Autor:  PD Dr. med.G. Tallen, Prof. Dr. med. R. Schneppeneheim, Zuletzt geändert: 09.10.2023 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e263597

Inhaltsverzeichnis

    1. VWE Typ 1
    2. VWE Typ 2
    3. VWE Typ 3

Erbkrankheiten wie die von-Willebrand-Erkrankung (VWE) entstehen durch veränderte Erbanlagen (Gene) (siehe „Ursachen“). Bei der VWE ist das Gen betroffen, das für die Bildung eines bestimmen Eiweißes (von-Willebrand-Faktor, VWF) verantwortlich ist. Der VWF ist für eine normale, das heißt zeitgerechte und erfolgreiche körpereigene Blutstillung unbedingt notwendig.

Klassifikation der VWE

Je nachdem, ob die krankhaften genetischen Veränderungen auf dem Chromosom 12 (siehe „Ursachen“) zu einem erniedrigten VWF, einer gestörten Funktion oder vollständigem Fehlen des VWF führen, werden folgende drei Typen der VWE unterschieden:

VWE Typ 1

Bei Patienten mit dieser Form ist die Funktion des VWF zwar normal, aber es ist zu wenig VWF vorhanden. Der VWE Typ 1 kommt bei etwa 60 - 70 % der Patienten mit VWE vor. Der Vererbungsgang ist autosomal-dominant (siehe „Ursachen“).

Bei den meisten Patienten verursacht die vermehrte Blutungsneigung nur selten gesundheitliche Probleme. Die Erkrankung wird häufig zufällig im Rahmen von Routine-Blutuntersuchungen (zum Beispiel vor einer Operation) entdeckt.

VWE Typ 2

Bei der VWE Typ 2 wird ein fehlerhafter VWF gebildet. Er funktioniert nicht richtig und liegt in den meisten Fällen auch in nicht ausreichend Menge vor. Vom VWE Typ 2 sind etwa 15 - 30 % der Patienten mit VWE betroffen. Man unterscheidet verschiedene Untergruppen, von denen die meisten autosomal-dominant, nur wenige autosomal-rezessiv vererbt werden (siehe „Ursachen“).

Die vermehrte Blutungsneigung ist oft auch bei Familienmitgliedern bekannt und bereits bei kleinen Kindern auffällig, so dass das der VWE Typ 2 meist bereits im frühen Kindesalter diagnostiziert wird.

VWE Typ 3

Der VWE Typ 3 ist die schwerste Form. Sie kommt bei weniger als 1 % aller Patienten mit VWE vor. Den Betroffenen fehlt der VWF sowohl im Blut als auch in den Blutplättchen. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv (siehe „Ursachen“). Die Eltern haben meist keine auffällige Blutungsneigung.

Die Patienten haben neben den für eine VWE typischen Schleimhautblutungen auch Muskel- und Gelenkblutungen (siehe „Krankheitszeichen“), ähnlich wie bei der Bluterkrankheit (Hämophilie). Deshalb werden sie schon als kleine Kinder auffällig.