Ursachen: Wie entstehen Sinusvenenthrombosen?

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Freigabe:  Prof. Dr. med. Ursula Creutzig, Zuletzt geändert: 24.01.2018 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e196744

Die Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung einer Sinusvenenthrombose (SVT) bei Kindern und Jugendlichen sind vielfältig und zum Teil altersabhängig:

Risiken und Ursachen für eine Sinusvenenthrombose bei Neugeborenen

Neben den für ältere Kinder typischen Risikofaktoren (s.u.) gehören bei Neugeborenen (Kinder bis zum 28. Lebenstag) auch die folgenden, zum Teil auch gesundheitlichen Probleme der Mutter dazu:

  • Entzündungen in der Gebärmutter, wie beispielsweise im Fruchtwasser und/oder der Plazenta (Chorioamnionitis)
  • Bluthochdruck der Mutter (so genannte Präeklampsie)
  • Zuckerkrankheit der Mutter (Diabetes mellitus)
  • erhöhtes Thrombose-Risiko bei der Mutter
  • komplizierte Geburt
  • Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung des Neugeborenen
  • Flüssigkeitsmangel des Neugeborenen (Dehydratation)
  • schwereInfektionen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Sepsis
  • zu viele rote Blutkörperchen beim Neugeborenen (Polyglobulie)
  • maschinelle Beatmung bei schweren Lungenkrankheiten des Neugeborenen / (z. B. extrakorporale Membranoxygenierung, ECMO)

Ursachen für Sinusvenenthrombosen bei älteren Kindern und Jugendlichen

Das Ursachenspektrum einer SVT jenseits der Neugeborenenperiode ist breit und ergibt sich hauptsächlich aus den folgenden Vorerkrankungen:

1. Gerinnungsstörungen (Koagulopathien)

Kinder und Jugendliche mit diesen angeborenen Störungen der Blutgerinnung haben ein erhöhtes SVT-Risiko:

  • angeborener Mangel an Gerinnungsfaktoren (Faktorenmangelerkrankungen)
  • Thrombophilien
  • Hyperhomozysteinämie

2. Infektionen

Infektionen sind wichtige Risikofaktoren für SVT, insbesondere wenn sie im Gesichts- beziehungsweise im Kopfbereich auftreten, wie beispielsweise:

  • Mittelohrentzündung (Otitis media)
  • Nasennebenhöhlen-/Kieferhöhlen-/Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • Mandelentzündung (Tonsillitis)
  • Zahninfektionen
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)

Jedoch auch andere Infektionen, die nicht nur Gesicht oder Kopf betreffen, können zur Entstehung einer SVT beitragen. Zu diesen gehören insbesondere:

3. Herzkrankheiten

Verschiedene angeborene und erworbene Herzkrankheiten stellen wichtige Risikofaktoren dar, denn ein veränderter Aufbau des Herzens (zum Beispiel bei einem Herzfehler) wie auch eine veränderte Herzarbeit (zum Beispiel bei Herzrhythmusstörungen) können zu Störungen des Blutflusses führen und in der Folge die Bildung eines Blutgerinnsels anstoßen, das in einem der Hirnblutleiter steckenbleiben und so eine SVT verursachen kann. Folgende Herzerkrankungen erhöhen das SVT-Risiko:

  • angeborene oder erworbene Herzfehler
  • Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • Herzmuskelerkrankungen (Kardiomypathie)
  • Operation am Herzen

4. Blut- und Krebserkrankungen

Beispiele für bösartige Erkrankungen beziehungsweise Formen der Blutarmut (Anämie), die mit einer veränderten Blutzusammensetzung einhergehen, und auf diese Weise die Entstehung von Thrombosen begünstigen, sind:

5. Erkrankungen des körpereigenen Abwehrsystems

Kinder mit folgenden Erkrankungen des körpereigenen Immunsystems (Autoimmunkrankheiten) haben ein erhöhtes SVT-Risiko:

6. Bestimmte medizinische Behandlungen

Manche Medikamente, medizinische Maßnahmen und Behandlungen können beispielsweise durch ihre gerinnungsfördernden Nebenwirkungen, durch direkte Schädigung von Blutgefäßen im Gehirn, oder durch mechanische Abflussbehinderungen das SVT-Risiko erhöhen. Hierzu gehören beispielsweise:

7. Andere Risikofaktoren

Folgende weitere Erkrankungen oder Situationen können mit einer direkten Schädigung von Hirngefäßen, mechanischen Abflussbehinderungen beziehungsweise mit verändertem Blutfluß einhergehen und so das SVT-Risiko erhöhen:

  • Phakomatosen
  • Entzündungen von Blutgefäßen (Vaskulitiden)
  • Schädel-Hirn-Verletzungen
  • Gehirntumoren
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Rauchen