Spätfolgen der Stammzelltransplantation

Autor:  Dr. med Andrea Jarisch, Dr. med. habil. Gesche Riabowol, Maria Yiallouros, Redaktion:  Julia Dobke, Freigabe:  Dr. med. Sven-Jörn Kühl, PD Dr. med. Sebastian Voigt, Zuletzt geändert: 19.03.2024 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e267742

Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT), insbesondere die allogene, ist noch immer mit erheblichen akuten Nebenwirkungen und Langzeitfolgen behaftet. Sie sind auf die hoch dosierte Chemotherapie (Konditionierung) sowie auf die Stammzelltransplantation selbst zurückzuführen:

  • Durch die allogene Stammzelltransplantation kommt es bei einem Teil der Patienten zu einer chronischen Spender-gegen-Empfänger-Reaktion), die sich gegen verschiedene Organe und Organsysteme richten kann. Betroffen sind hauptsächlich Haut, Leber und der Magen-Darm-Trakt (siehe Kapitel „Komplikationen“).
  • Aufgrund der Therapie sind auch Schädigungen von Lunge, Herz, Nieren, Nervensystem, Knochenmark und Muskulatur möglich.
  • Besonders gefährdet ist das Hormonsystem (endokrine System) des Patienten; es kann teilweise oder komplett ausfallen. Häufig tritt eine Schilddrüsenunterfunktion auf. Nicht selten sind auch Wachstumsverzögerungen (durch eine Störung der Wachstumshormonausschüttung) sowie eine Verzögerung der Pubertät (durch beeinträchtigte Bildung von Geschlechtshormonen). Aus diesem Grund ist die langfristige hormonelle Nachsorge von SZT-Patienten besonders wichtig. Sie umfasst die regelmäßige Untersuchung des Patienten und, gegebenenfalls, eine Behandlung mit entsprechenden Hormonen.
  • Die intensive Chemotherapie kann zu einer bleibenden Unfruchtbarkeit führen. Grundsätzlich sollten alle Patienten mit nicht bösartigen Grunderkrankungen, die sich bereits in oder nach der Pubertät befinden, während der Planung der SZT über die Fruchtbarkeit erhaltenden Maßnahmen aufgeklärt werden. Besonders bei Jungen besteht dann leicht die Möglichkeit, Spermien zu sammeln und einzufrieren (sogenannte Kryokonservierung) (siehe auch weiterführendes Kapitel zu Fruchtbarkeit im Anschluss).
  • Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko, dass zu einem späteren Zeitpunkt eine bösartige Tumorerkrankung eintritt. Das Risiko ist bei einer Kombination von Chemo- und Strahlentherapie höher als bei alleiniger Chemotherapie [BOR2008] [BAK2003]. Auch eine chronische Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (GvHD) begünstigt die Entstehung von Tumoren, denn sie führt zu einer anhaltenden Beeinträchtigung des Immunsystems. Vor allem Krebserkrankungen der Haut spielen hier eine Rolle.
  • Durch die Stammzelltransplantation können sich zudem Störungen des Zuckerstoffwechsels, des Geschmackssinns sowie psychische Beeinträchtigungen einstellen.

Weitere, allgemeine Informationen zu möglichen Spätfolgen an Organen oder Organsystemen (wie Fortpflanzungsorgane, Niere, Herz) erhalten Sie in unserer Patienteninformation im Partnerportal kinderkrebsbinfo zum Thema „Spätfolgen - Betroffene Organe“.