Was ist Blut und wozu wird es gebraucht?

Autor:  Maria Yiallouros, Redaktion:  PD Dr. med. Gesche Tallen, Freigabe:  Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 31.07.2014 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e94429

Blut ist eine Körperflüssigkeit, die viele lebende Zellen und kleinste Teilchen enthält. Unter anderem transportiert es Sauerstoff und andere Nährstoffe zu allen Geweben und Organen im Körper. Außerdem sorgt es für die Abwehr von Krankheitserregern und reguliert die Körpertemperatur. Blut ist unersetzbar – bis heute ist es trotz intensiver Forschung noch nicht gelungen, gesunde Blutzellen künstlich herzustellen.

Die richtige Zusammensetzung des Blutes ist eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden und die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Blut besteht zu etwa 60 % aus Blutplasma, einer gelblich-weißen Flüssigkeit, die sich vor allem aus Wasser sowie verschiedenen Eiweißen, Salzen, Spurenelementen und Vitaminen zusammensetzt. Etwa 40 % des Blutes sind Zellen, so genannte Blutkörperchen oder Blutzellen. Es gibt drei Arten von Blutzellen, die in unterschiedlichen Mengen im Blut vorkommen und verschiedene Aufgaben erfüllen:

  • die roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • die weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
  • die Blutplättchen (Thrombozyten)

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)

Die roten Blutkörperchen, auch rote Blutzellen oder Erythrozyten genannt, sind im Blut am zahlreichsten vorhanden. Sie machen 99 % aller Blutzellen aus. In 1 Mikroliter (= 1 Millionstel Liter) Blut befinden sich 4 bis 6 Millionen Erythrozyten. Diese roten Blutzellen enthalten den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Mit Hilfe des Hämoglobins transportieren sie Sauerstoff aus den Lungen in alle Körpergewebe, wo er für die Energiegewinnung benötigt wird. Dabei entsteht das Abfallprodukt Kohlendioxid, welches von den roten Blutkörperchen wieder zurück zu den Lungen transportiert und ausgeatmet wird. Sind rote Blutkörperchen nicht in ausreichender Menge vorhanden oder – beispielsweise wegen Mangel an Hämoglobin – nicht funktionstüchtig, spricht man von einer Blutarmut (Anämie).

Weiße Blutzellen (Leukozyten)

Die weißen Blutzellen, auch Leukozyten genannt, machen bei gesunden Menschen lediglich 1 % aller Blutzellen aus. Normalerweise enthält ein Mikroliter Blut 5.000 bis 8.000 Leukozyten. Die weißen Blutzellen sind für die körpereigene Immunabwehr verantwortlich. Sie erkennen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze und machen diese unschädlich.

Es gibt drei große Untergruppen bei den Leukozytent: Mit einem Anteil von 60 bis 70 % am stärksten vertreten sind die so genannten Granulozyten; 20 bis 30 % sind Lymphozyten und 2 bis 6 % Monozyten. Diese drei Zellarten haben unterschiedliche Methoden, gegen Krankheitserreger vorzugehen, und sie ergänzen sich dabei oft gegenseitig.

  • Granulozyten: Die Granulozyten – so genannt wegen der in ihrer Zellflüssigkeit vorhandenen Körnchen (Granula) – sind vor allem für die Abwehr von Bakterien, aber auch von Viren, Pilzen und Parasiten (zum Beispiel Würmer) zuständig. Am Infektionsort stehen sie rasch und in großer Zahl zur Verfügung und wehren in einer ersten „Angriffswelle“ eindringende Erreger ab. Makrophagen (s. unten) umschließen die Eindringlinge und verdauen sie (Phagozytose). Auch abgestorbene Körperzellen werden auf diese Weise beseitigt. Granulozyten sind ferner an allergischen und entzündlichen Reaktionen sowie an der Eiterbildung beteiligt. Bei einer Granulozytenzahl von un­ter 500 bis 1.000 pro Mi­kro­li­ter Blut be­steht in der Re­gel ei­ne deut­lich er­höh­te Infektions­ge­fahr. Es gibt angeborene und erworbene Blutkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen, die zur großen Gruppe der so genannten Neutropenien gehören, und bei denen schwere gesundheitliche Probleme durch Mangel an weißen Blutzellen, insbesondere durch den Mangel an Granulozyten, entstehen können.
  • Lymphozyten: Die Lymphozyten sind kleine weiße Blutzellen, die sich zu 70 % in den lymphatischen Geweben befinden. Zu den lymphatischen Geweben gehören unter anderem die Lymphknoten, die Milz, die Rachenmandeln und die Thymusdrüse. Anhäufungen von Lymphknoten befinden sich unter anderem im Kieferwinkel, in der Achselhöhe, im Nacken, im Leistenbereich und im Unterleib. Die Milz ist ein Organ im linken oberen Bauchraum unterhalb des Rippenbogens, die Thymusdrüse ein kleines Organ hinter dem Brustbein. Lymphozyten finden sich außerdem in der Lymphe. Das ist eine farblose wässrige Flüssigkeit in den Lymphgefäßen, die ähnlich dem Blutgefäßsystem ein weit verzweigtes Netzwerk im ganzen Körper bildet.
  • Monozyten: Monozyten sind Blutzellen, die in die Gewebe wandern und dort als „große Fresszellen“ (Makrophagen) Krankheitserreger, Fremdkörper und abgestorbene Zellen aufnehmen und beseitigen. Außerdem präsentieren sie Teile der aufgefressenen und verdauten Organismen auf ihrer Oberfläche und regen auf diese Weise die Lymphozyten zur Immunabwehr an.

Blutplättchen (Thrombozyten)

Die Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, sind kleine Zellen ohne Zellkern, die hauptsächlich für die Blutstillung verantwortlich sind. Sie sorgen dafür, dass bei einer Verletzung die Wände der Blutgefäße innerhalb kürzester Zeit abgedichtet werden und somit die Blutung zum Stillstand kommt. Eine zu niedrige Thrombozytenzahl, wie sie bei bestimmten Blutkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann, äußert sich beispielsweise durch Nasen- oder Zahnfleischbluten sowie kleinere Hautblutungen. Bereits leichte Stöße können zu blauen Flecken führen, und auch Blutungen in inneren Organen können die Folge sein.