Körperliche Untersuchung

Autor:  Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion:  Julia Dobke, Freigabe:  Prof. Dr. med. Ursula Creutzig, Zuletzt geändert: 18.10.2011 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e95388

Vor Beginn jeder Behandlung und in der Regel vor allen anderen Diagnoseverfahren erfolgt bei Kindern und Jugendlichen mit einer Blutkrankheit eine körperliche Untersuchung. Diese Untersuchung tut nicht weh. Die Ärzte schauen sich den Patienten genau an, tasten bestimmte Bereiche ab und benutzen Geräte wie beispielsweise ein Blutdruckmessgerät und ein Stethoskop (zum Abhorchen von Herz, Lunge und Bauch), eine kleine Lampe (zur Untersuchung von Mund, Augen und Ohren) und einen Reflexhammer. Außerdem bitten sie den Patienten, soweit sein Alter und sein Zustand es erlauben, zur Prüfung mancher Körperfunktionen mitzumachen (zum Beispiel die Luft kurz anzuhalten, auf einem Bein zu hüpfen, den Mund weit aufzumachen).

In der Regel beinhaltet die Untersuchung zum Beispiel die Prüfung von:

  • Vitalzeichen (Allgemeinzustand, Ernährungszustand, Bewusstseinslage, Puls, Blutdruck, Atmungstätigkeit, Körpertemperatur)
  • Entwicklungszustand (Körpergewicht, Körperlänge, Kopfumfang, bei kleinen Kindern Fontanellen, Entwicklungs-"Meilensteine", Verhalten)
  • Haut (Farbe, Beschaffenheit, eventuelle Auffälligkeiten wie blaue Flecken oder Petechien
  • Skelett (Haltung, Schädelform, Beschaffenheit und Beweglichkeit sowie eventuelle Klopfschmerzhaftigkeit der Wirbelsäule, eventuelle Auffälligkeiten an den Knochen von Armen, Beinen, Händen und Füßen, Beschaffenheit und Beweglichkeit der Gelenke, eventuelle Fehlbildungen)
  • Mund, Hals (Mundschleimhaut, Zähne, Gaumen, Rachen)
  • Nase
  • Ohren (Beschaffenheit von Gehörgang und Trommelfell)
  • Herz (Herztöne), Lunge (Art der Atmung), Bauch (Beschaffenheit, eventuelle Druckschmerzen, Art der Darmgeräusche, Tastbefund für Leber und Milz)
  • Lendenbereich (eventueller Klopfschmerz als Zeichen für eine Nierenschädigung)
  • Geschlechtsorgane (Reifezustand, eventuelle Fehlbildungen)
  • After (eventuelle Fehlbildungen)
  • Hirnnerven
  • Muskelkraft und Muskelspannung
  • Reflexe
  • Gefühlsempfindungen (zum Beispiel weich, hart, spitz, stumpf, warm, kalt; Buchstaben oder Zahlen erkennen an Rumpf, Armen, Beinen)
  • Koordination (Gangbild, Einbein-Stand, Hüpfen, Strichgang, Handschrift und vieles mehr)
  • Sprache und Sprechen (Klang der Worte, Satzbau, Wortwahl)

Anmerkung: Jeder Arzt hat seinen eigenen Stil. Daher kann es sein, dass die körperliche Untersuchung bei Ihrem Kind nach einem anderen Schema abläuft als hier beschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass ein anderes Vorgehen weniger sorgfältig ist.