Behandlungsformen der DBA

Zuletzt geändert: 05.07.2023 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e228761

Bluttransfusionen (Erhalt von roten Blutkörperchen)

Unter einer Bluttransfusion versteht man die Gabe, beziehungsweise für den Patienten, den Erhalt von roten Blutkörperchen eines fremden Blutspenders (Erythrozytenkonzentrat). Der Patient erhält dabei über eine Vene (meist in der Ellenbeuge) rote Blutkörperchen von einem gesunden Spender.

Patienten mit DBA erhalten üblicherweise alle drei bis sechs Wochen eine Bluttransfusion. Der Hämoglobinwert einer solchen Therapie sollte mehr als 9,5 - 10 g/dl betragen. So werden optimale Bedingungen zur ausreichenden Sauerstoffversorgung des Organismus und demzufolge für eine altersgerechte Entwicklung der Patienten geschaffen.

Anmerkung: Das Risiko der übertragung von Viruserkrankungen (Hepatitis B, C, HIV) durch eine Bluttransfusion ist heutzutage aufgrund von umfangreichen Untersuchungen der Spender und Blutprodukte nur noch sehr selten (Hepatitis B 1:200.000 Transfusionen, C: 1:300.000 Transfusionen, HIV 1:1.000.000 Transfusionen). Es hat in den letzten Jahren noch weiter abgenommen. Dennoch sollten Eltern von Kindern mit DBA wissen:

Eine Impfung gegen Hepatitis B wird allen Kindern mit DBA empfohlen.

Während regelmäßiger Transfusionen sind verschiedene Untersuchungen zur Überwachung der Therapie notwendig. Hierzu informiert der behandelnde Arzt, eine Checkliste ist im DBA-Register verfügbar.

Behandlung mit Steroiden

Steroide sind Botenstoffe (Hormone), die die Blutbildung anregen. Der genaue Wirkmechanismus ist noch unklar. Zur Behandlung der DBA werden künstlich hergestellte Steroide eingesetzt. Da die Substanzen jedoch auch wachstumshemmend wirken, werden sie bei Patienten vor Beendigung des ersten Lebensjahres möglichst vermieden. Dabei wird die Dosis nach dem Körpergewicht des Kindes berechnet, hierüber informiert im Detail der behandelnde Arzt.

Einen solchen Therapieversuch nennt man Steroidversuch. Im Blutbild wird nach ungefähr vier Wochen Steroidtherapie überprüft, ob der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) ausreichend angestiegen ist (siehe „Diagnose“). Wenn ja, dann wird die Steroid-Dosis schrittweise auf eine Dosis verringert, die auch auf lange Sicht keine typischen Kortison-Nebenwirkungen (Knochenerweichung, Muskelschwäche, Störungen des Blutzuckers usw.) verursacht. Es gibt einige DBA-Patienten, die nur sehr geringe Dosierungen benötigen. Weitere Blutbildkontrollen sollen zeigen, wie sich die Blutarmut im Verlauf verhält. Sollte der rote Blutfarbstoff wieder stark abfallen und die Beschwerden durch die Anämie stärker werden (siehe „Krankheitszeichen“), so ist zunächst eine erneute Bluttransfusion und erst später wieder ein zweiter Steroidversuch angezeigt. Eltern von Kindern mit DBA sollten wissen:

Bei Behandlungen mit Steroiden können Nebenwirkungen auftreten wie:

  • Störungen des Blutzuckerhaushalts
  • Gewichtszunahme
  • Blutdruckerhöhung
  • Wachstumsverzögerung
  • Stimmungsschwankungen

Damit diese unerwünschten Wirkungen frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt werden können, sollten sich die Patienten regelmäßig zu Verlaufsuntersuchungen im Behandlungszentrum vorstellen.

Stammzelltransplantation

Eine allogene Stammzelltransplantation‎ (SZT) ist momentan die einzige Therapie, die die Erkrankung im Knochenmark heilt und damit eine endgültige Behandlung der Anämie darstellt. Da es bei einer SZT zu lebensbedrohlichen und langfristig schweren Nebenwirkungen kommen kann, müssen die Risiken und der Nutzen der Behandlung für jeden Patienten individuell abgewogen werden. Die Chance einer Heilung der Anämie durch die SZT bei optimaler Vorbereitung und Auswahl der Patienten ist mittlerweile sehr hoch. Das Risiko von schweren und tödlichen Komplikationen einer SZT steigt bei DBA-Patienten mit dem Alter rasch an, so dass die SZT meist nur transfusionsbedürftigen Kindern unter 10 Jahren als Behandlungsoption angeboten wird, die nicht auf Steroide angesprochen haben und bei denen ein optimaler Stammzellspender (Geschwisterspender oder passender

ermark das kranke Knochenmark ersetzen und nach einer gewissen Zeit neue, gesunde Blutzellen bilden. Fremdspender) zur Verfügung steht.

Bei einer SZT werden dem Patienten Stammzellen der Blutbildung (Blutstammzellen) über die Vene, ähnlich wie bei einer Bluttransfusion, verabreicht. Die Stammzellen wurden zuvor empfohlenerweise aus dem Knochenmark (oder Blut) eines gesunden Spenders entnommen, dessen Stammzellen in den wichtigen Gewebemerkmalen mit denen des Patienten übereinstimmen (so genannte allogene SZT). Vor der Transfusion der Blutstammzellen wird das Knochenmark des DBA-Patienten, in dem die kranken roten Blutzellen gebildet werden, durch eine Chemotherapie und/oder eine Strahlentherapie zerstört. Nur so kann das gesunde SpendAusführliche Informationen zur SZT finden Sie hier.

Gentherapie

Eine Gentherapie wird heute bereits für eine andere Knochenmarkserkrankung, die Fanconi-Anämie, in Studien erfolgreich eingesetzt. Auch für DBA werden voraussichtlich in wenigen Jahren gentherapeutische Behandlungen angeboten werden können. Bei einer Gentherapie müssen vom Patienten zunächst frische Stammzellen der Blutbildung gesammelt werden. Hierzu werden die Stammzellen mit einem Medikament aus dem Knochenmark der Patient*innen in das Blut gelockt und das Blut außerhalb des Körpers (vom Prinzip her ähnlich einer Blutwäsche) in seine Bestandteile aufgetrennt. In die so gewonnenen Stammzellen wird ein gesundes Gen als Ersatz für das jeweils defekte Gen eingebracht. Dadurch kann der Gendefekt beseitigt und die Funktionsstörung der Ribosomen behoben werden. Zurzeit werden Gentherapien für das Gen RPS19 entwickelt.

Experimentelle Therapieversuche

Es gibt Behandlungsempfehlungen, die durch Studien nicht ausreichend belegt sind, die sogenannten individuellen, experimentellen Therapieversuche. Bei DBA-Patienten wurden bereits eine ganze Reihe anderer Medikamente zur Therapie ausprobiert, u.a. intravenöses Immunglobuline, Erythropoeitin (EPO), Interleukin-3, Androgene, Ciclosporin A, Antithymozytenglobulin (ATG) und Metoclopramid (oft verwendetes Medikament gegen Übelkeit). Alle diese Therapieversuche waren nicht erfolgreich. Eine bestimmte Aminosäure, L-Leucin, wurde in einer größeren Studie in den USA zur Behandlung von DBA-Patienten eingesetzt, nachdem in Einzelfällen nachvollziehbare hämatologische Remissionen einer DBA berichtet wurden. Die Studie erbrachte jedoch nur sehr geringe Ansprechraten. In letzter Zeit wurden einzelne Fallberichte bekannt, bei denen DBA-Patienten mit Elthrombopag behandelt wurden, einem Thrombopoeitin-Rezeptor-Agonisten, der für die Behandlung von Patienten mit einer immunvermittelten Thrombozytopenie entwickelt wurde. Diese Patienten erreichten durch eine oftmals sehr hoch dosierte Behandlung mit Elthrombopag eine Unabhängigkeit von Bluttransfusionen. Studien, die diesen Effekt in einer großen Anzahl von Patienten bestätigen und vor allem auf Nebenwirkungen untersuchen, fehlen hierzu allerdings.