Krankheitsbild: Was ist eine Blutarmut (Anämie) bei chronischen Erkrankungen?

Autor:  PD Dr. med. J. Kunz, Zuletzt geändert: 25.05.2022 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e126556

Eine Blutarmut (Anämie) bei chronischen Erkrankungen ist eine erworbene Form der Blutarmut. Sie tritt oft bei Kindern und Jugendlichen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen auf. Hierzu zählen neben chronischen Infektionen insbesondere Autoimmunkrankheiten wie Rheuma oder Morbus Crohn. Auch Krebserkrankungen können mit einer Blutarmut einhergehen.

Bei chronischen Erkrankungen kommt es vor allem dadurch zur Blutarmut, weil weniger rote Blutkörperchen (Erythrozyten) gebildet werden (siehe "Ursachen").

Chronische Erkrankungen führen aus mehreren Gründen (siehe "Ursachen") zu einer Umverteilung des Eisens im Körper und zu einer verminderten Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Hinzu kommt, dass ein Organismus, der an einer Krebs- oder chronisch-entzündlichen Erkrankung leidet, sich also mit schnell wachsenden und sich häufig teilenden Zellen auseinandersetzen muss, mehr Eisen braucht als ein gesunder Körper.

Die Eisenaufnahme aus der Nahrung im Dünndarm ist jedoch bei Patienten mit chronischen Erkrankungen in der Regel erniedrigt. Dem Körper steht somit nicht genügend Eisen zur Verfügung. Der Eisenmangel schädigt wiederum die roten Blutkörperchen. Diese tragen normalerweise den überwiegenden Teil des Körpereisens in Form des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) mit sich.

Das Hämoglobin erfüllt die lebensnotwendige Aufgabe des Sauerstofftransports. Bei Eisenmangel kann das Hämoglobin nicht ausreichend gebildet werden. In der Folge sind die roten Blutkörperchen zahlenmäßig verringert, kleiner als normal und enthalten weniger roten Blutfarbstoff. Der Körper leidet an den Folgen des Sauerstoffmangels. Deshalb spricht der Arzt von einer mikrozytären (kleinzelligen), hypochromen (mit wenig Farbstoff) Anämie (Blutarmut).

Die Blutarmut selbst erzeugt bei vielen Patienten oft kein Krankheitsgefühl. Als eine Begleiterkrankung der eigentlichen Grundkrankheit fällt sie auch den Eltern meist nicht als gesundheitliches Problem auf. Die Folgen der Anämie für das Wohlbefinden der betroffenen Kinder und Jugendlichen können sehr unterschiedlich sein. Sie hängen unter anderem stark von der Hämoglobinkonzentration im Blut ab (siehe "Krankheitszeichen").